Ziegelei


Weithin sichtbar hob sich früher der hohe Schornstein der Ziegelei an der Mörsbacher Höhenstraße vom Himmel ab. Hier fanden viele Einwohner des Ortes und der Nachbardörfer Arbeit und Brot.

Die Anfänge des Betriebes liegen im Jahre 1863: Damals errichtete der Ziegler Huwig aus dem Saargebiet eine kleine Ziegelei. Der Lehm zum Feldbrand wurde an Ort und Stelle gegraben. Wasser lieferte der Bächelsbrunnen. Die Ziegelei lag verkehrsgünstig bei der Abzweigung nach Homburg an der Durchgangsstraße von Landstuhl nach Zweibrücken. Bis zu den ersten Mörsbacher Häusern war es damals noch ein ganzes Stück Wegs.

Am 21. August 1886 heiratete in Großbundenbach der Witwer Ludwig Huwig, katholisch, aus Illingen in Rheinpreußen, geboren am 6.7.1850 in St. Johann, wohnhaft in Mörsbach, die Elisabetha Knerr, ledig, protestantisch, geboren am 10.3.1863 in Mörsbach, Tochter des Ackerers Philipp Knerr und der verstorbenen Elisabetha Schäfer.

 

Der Ausbau zur Dampfziegelei erfolgte dann durch den jungen Homburger Kaufmann Louis Lau (1869—1904), der 1895 den Betrieb übernahm und zusammen mit Huwig betrieb. Am 21.3.1898 nahm der Mörsbacher Gemeinderat Kenntnis von Laus Gesuch um Genehmigung zur Errichtung eines Ringofens in dem Ziegel, Backsteine und Kalk gebrannt werden sollten. Ein Aquarell des Homburger Malers J. Ripp aus dem Jahre 1898 zeigt den ansehnlichen Betrieb mit Lehmgrube, Brennhaus und Lagerhalle, Aufzug und Kamin: Dampfziegelei Louis Lau — Verblendsteinwerk. Später löste Huwig sich aus dem Unternehmen und gründete eine eigene Ziegelhütte in Martinshöhe. Die Familie Huwig ist noch heute in Mörsbach ansässig. Der Mörsbacher Betrieb florierte. Das Werk besaß damals schon einen Telefonanschluß, denn Lau wohnte weiterhin in Homburg. Die Produktion bestand neben Backsteinen und Dachziegeln aus Klinkern in verschiedenen Farben, wie sie damals im Baustil der Gründerjahre beliebt waren. Auch Formsteine für Tür— und Fenstergewände wurden hergestellt, wie sie in Mörsbach und den umliegenden Orten an älteren Häusern noch zu sehen sind. Auch Dachziegel in hochglänzender grüner Engobe wurden geliefert. Der Transport der Mörsbacher Ziegeleierzeugnisse wurde durch Pferdefuhrwerke durchgeführt, die auf der Rückfahrt von Homburg dann Steinkohlen zum Betrieb des Ringofens mitbrachten. Friedrich Frisch aus Jägersburg, von Beruf Bergmann, übernahm nach dem frühen Tode Louis Laus 1904 als dessen Schwager die Mörsbacher Anlage. In den folgenden Jahren hatte die Ziegelei durch den Bau der Heil- und Pflegeanstalt in Homburg, dem heutigen Landeskrankenhaus, Hochkonjunktur. Rund um die Uhr wurde gearbeitet, um den großen Bedarf zu befriedigen. Als aber die „Anstalt” fertig war, stagnierte der Absatz, die Produktion musste gedrosselt werden. Noch schlechter war dann die Lage in den Inflationsjahren nach dem Ersten Weltkrieg. Frisch musste laufend Kredite und Hypotheken in Anspruch nehmen, langfristig konnte er den Betrieb aber nicht halten.

Mörsbacher Bauern übernahmen dann 1929 den Ziegeleibetrieb.

 

Aber Heinrich Lutz, Stephan, Ruf und andere arbeiteten auf Dauer nicht mit Gewinn, sondern mussten aus ihrem Privatvermögen sogar noch zusetzen. Erst die NS-Zeit mit ihrer Bau-Hochkonjunktur brachte für die Mörsbacher Ziegelei wieder bessere Zeiten.

Engelhard Weppler erwarb 1935 die Anlage und kam bei den Kasernenbauten in Zweibrücken und Homburg gleich groß ins Geschäft. Auch beim Bau der Westwallanlagen wurden Mörsbacher Ziegelsteine verwendet. Der Betrieb wurde modernisiert. Während des Kriegs wurde der Bedarf an Steinen noch größer, als entlang der Grenze das Erbhof-Siedlungsprogramm der Nazis begann; die Wirtschaftsverbindungen gingen dann von Mörsbach bis weit ins besetzte Lothringen. Kriegsgefangene und Fremdarbeiter wurden der Ziegelei zugeteilt, deren Lebensbedingungen sehr zu wünschen übrig ließen.

Demontage und Neubeginn kennzeichneten die Nachkriegsjahre. Die Franzosen demontierten die wertvollsten Maschinen und Geräte, notdürftig wurde dann aber bald die Produktion wieder aufgenommen. 1951 konnten neue Maschinen beschafft werden. Man stellte von Saarkoks auf elektrische Energie um. Neben Backsteinen und Falzziegeln wurden nun auch Drainageröhren und Kabelhauben hergestellt. Neue Lehmvorkommen hinter der Ziegelei und in Großbundenbach wurden erschlossen. Die Neubaugebiete in Mörsbach und den umliegenden Ortschaften sicherten der Ziegelei den Absatz. Beim Betrieb errichtete Weppler zwei Mietshäuser.

 

Das Ende des Betriebs wurde in der Rezessionszeit der 1970er Jahre erreicht, als die Ansprüche an die Qualität der Ziegeleiprodukte stiegen und größere Werke kostengünstiger produzierten.

 

1971 wurde die Anlage stillgelegt, die Maschinen ausgebaut. Immer mehr wurde die Ziegelei ein Schandfleck und ein Gefahrenpunkt für spielende Kinder. Stück für Stück verkaufte Weppler Ziegeln und Gebälk, die Freifläche wurde als Schrottplatz für alte Autos verwendet. 1981/82 wurde dann die Ruine abgerissen. Der massive Brennofen Louis Laus stand bis zuletzt. Das Werksgelände wurde eingeebnet, 1984 wurden die ersten Privathäuser entlang der Höhenstraße an der Stelle der früheren Ziegelei errichtet.

 

Die Ziegelei hatte der Gemeinde Mörsbach Arbeitsplätze gebracht‚ aber auch viele soziale Probleme, Tarifauseinandersetzungen und Streitigkeiten. Ein Stück Landschaft ist auf Dauer zerstört worden und ist bisher noch nicht wieder kultiviert. 1

 

1 B.H. Bonkhoff, Die Ziegelei in Mörsbach [Heimatkalender l985 für das Pirmasenser und Zweibrücker Land (Rengdorf 1984) S. 144-146]

 

Anmerkung zum heutigen Stand: Hinter der Reihenhausanlage auf dem ehemaligen Ziegeleigelände befindet sich inzwischen eine große aufgefüllte Brachfläche, die dahinter liegende Fläche wurde aufgrund der entstandenen Tümpel zum Feuchtbiotop erklärt.


Quellenangabe:

  • Bernhard H. Bonkhoff: Mörsbach. Ein Dorfbuch. Festgabe zur Einweihung der Dreifaltigkeitskirche am 10. Juli 1988, Speyer 1988. Herausgegeben von der Protestantischen Kirchengemeinde Großbundenbach, ISBN 3-925536-16-7.

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